Göttinger Gildentag: In unserer Familie ein feststehender Termin Ende April oder Anfang Mai. Am Montag nach dem diesjährigen Treffen berichtete unser Sohn, er habe in der Schule von der Gilde erzählt. Auf meine neugierige Nachfrage hin, was genau er denn gesagt habe, meinte er: Ein Gildentag sei so etwas wie ein Familientreffen – schöner hätte er es in meinen Augen nicht sagen können!
Wie eine große Familie trafen wir alle am Freitagabend zusammen. Nach ungezählten Jahren zum ersten Mal nicht im Weserbergland, sondern in einem wunderschönen versteckten Winkel mitten im thüringischen Eichsfeld. Dort, wo sich Fuchs und Hase „Gute Nacht“ sagen, durften wir unseren Gildentag in einem kleinen aber feinen Schloss erleben.
Das ganze Wochenende über begleitete uns der Dichter Theodor Storm, der nach seiner Vertreibung aus Husum durch die Dänen mehrere Jahre im nahen Heiligenstadt gelebt hat. In der Begrüßungsrunde oben am Waldrand, bei der Morgenfeier, beim nachmittäglichen Museumsbesuch war er an unserer Seite und viele seiner Worte klingen heute so zeitgemäß wie damals.
Die Singrunde im urigen Gewölbekeller reichte weit in den kommenden Tag hinein, so dass es gut war, dass zum richtigen Aufwachen diesmal morgens eine Wanderung stattfand. Für die anfängliche Plackerei auf schnell ansteigenden Wegen wurden wir mit wunderschönen Ausblicken auf Dorf und umliegende Felder belohnt. Nach kurzer Mittagspause machten wir uns auf nach Heiligenstadt in das dort angesiedelte Storm – Museum. Die gebuchte Führung erwies sich als absoluter Glücksgriff. Eine promovierte Germanistin erzählte uns nicht nur genauestens und sehr lebendig von Storms Leben und Wirken in der Stadt, sondern bereicherte ihre Ausführungen außerdem durch ausdrucksvolle, beeindruckende Gedichtvorträge.
Tanz und Gesang belebten unser kleines Schloss am Abend, mit ungefähr siebzig Teilnehmern hatten wir fast ein bisschen wenig Platz, dafür aber umso mehr Spaß zusammen. Zwischen den Erwachsenen wirbelte fröhlich die Kinderschar, die sich am Tag auf Spiel- und Fußballplatz vergnügt hatte. So soll Gildenleben sein – so war es, als ich Kind war und auch so herumsprang, später, als ich Kinder anderer betreute und so ist es zum Glück auch jetzt, da die unseren sich fröhlich ins Gildenleben hineinwirbeln….
Am Sonntag folgte ein sehr interessanter und differenzierter Vortrag zum Einsatz der Bundeswehr in Mali, welcher durch die lockere Erzählweise des Referenten auch länger als zwei Stunden hätte dauern dürfen. Die Problematik sowie die Herausforderungen des Einsatzes für unsere Soldaten wurden deutlich herausgestellt, können in diesem Rahmen aber nicht wiedergegeben werden.
Später die Schlussrunde auf der sonnigen Wiese: „Wieder einmal ausgeflogen, wieder einmal heimgekehrt…“ Mögen möglichst viele nächstes Jahr wieder heimkehren – ins Eichsfeld in den Kreis dieser großen Familie!