Wachsen und Hoffen – Semesterrückblick der Göttinger Aktivitas

Ob der Winter wohl noch einmal Einzug hält? Zur Zeit dieses Rückblicks unserer Trutzburger Aktivitas auf das vergangene Wintersemester verheißen die Tage mit ihren vielen Sonnenstunden und dem immer vernehmlicheren Gesang von Rotkehlchen und Singdrosseln jedenfalls schon einen Hauch von Frühling. Auch die im Herbst gepflanzten Krokusse schieben sich beinahe hörbar an die Oberfläche.

„Wachsen und Hoffen“ – mit diesen Begriffen könnte man das Wintersemester 2024/25 bilanzieren. Zunächst einmal ist hervorzuheben, dass das Gildenheim durch mehrere Baueinsätze noch wohnlicher geworden ist. Erfreulich auch: Das umfangreiche Semesterprogramm unter dem Motto „Göttingen“ konnte, mit Ausnahme kleinerer Änderungen, wie geplant durchgeführt werden.

Besonders schön war die Adventszeit mit eigenem Tannenbaum, geschmücktem Gildenheim und einem spontan geplanten kleinen Julklapp. Nicht unerwähnt bleiben sollte auch die Herbstfahrt zur Burg Greifenstein im Oktober, der Besuch des Johanniskirchturms und der Vortrag unseres Gildenbruders Ketscha über „Jugendbewegtes Singen“.

In diesem Sinne sehen wir dem Frühling entgegen und danken herzlich allen Gildengeschwistern, die uns im letzten Wintersemester begleitet und unterstützt haben!

 

 

Treffen des Regionalkreises Nord im Oktober 2024

Niedersächsische Kulturgeschichte im Freilichtmuseum am Kiekeberg
11. Treffen des Regionalkreises Nord, 19. Oktober 2024

Am nördlichen Rand der halb entlaubten Schwarzen Berge treffen wir uns an einem wechselhaften Samstagvormittag Mitte Oktober. Nachdem wir einander, im Eingangsgebäude des Museums vor dem nassen norddeutschen Herbstwetter geschützt begrüßt haben, beginnt schon bald unsere Führung über den älteren Teil des Geländes. Wir besichtigen ein Fischerhaus, das aus Drage ins Freilichtmuseum kam und zwei Hofstellen mit angrenzenden Wirtschaftsgebäuden aus Marsch und Heide. Während wir auf den gestampften Lehmböden der zweiständigen Niedersachsenhäuser stehen, wird unser Wissen über die Wohn- und Lebenssituation im ländlichen norddeutschen Raum der letzten dreihundert Jahre angeregt. Wir denken, hören und sprechen von vielen Eigenarten, die diese Hallenhäuser mitbringen; vom Wohn- und Stallraum mit Erntelager unter einem Dach, von offenen Feuerstellen und von den Vorzügen des Anerbenrechts.

Das Museum wird in den 1950er-Jahren als Außenstelle des Hamburger Helms-Museums mit dem Ziel gegründet, Zeugnisse ländlichen Lebens aus Lüneburger Heide und Elbmarsch für Besucher begehbar und verständlich darzustellen und in einer Zeit von großen strukturellen Veränderungen auf dem Lande materielle Kulturgeschichte zu bewahren. Zu diesem Zwecke wurden vor allem bis in die achtziger Jahre über 40 historische Gebäude, überwiegend aus Orten im Landkreis Harburg, in das Kiekeberg umgesetzt. Aus ihrem Wirkungszusammenhang gerissen und in einem dörflichen Ragout neu angeordnet, konnte damit doch auch vieles vor Verwahrlosung und Abriss gerettet werden. Mit den Jahren wurde die Museumspädagogik ein immer wichtigeres Standbein, sodass heute wohl den meisten Kindern im Süden von Hamburg durch Kindergarten- oder Schulausflüge „das Kiekeberg“ bekannt ist. Nach zwischenzeitlicher Trägerschaft durch den Landkreis Harburg wurde das Museum nach der Jahrtausendwende in eine Stiftung überführt. Heute hat das Museum wiederum selbst zahlreiche Außenstellen. Über das ganze Jahr finden Pflanzenmärkte, Oldtimertreffen und verschiedene andere Veranstaltungen auf dem Gelände statt. Zu den jüngsten Ausstellungen zählt mit dem „Agrarium“ eine große landtechnische Sammlung und mit der „Königsberger Straße“ eine Darstellung der Lebensumstände der 1950er-Jahre, mit einem Schwerpunkt auf das Nachkriegsschicksal der geflohenen und vertriebenen deutschen Menschen.

Nach der Führung begeben wir uns zum Singen, Essen und Kaffeesieren in einen gemieteten Tanzsaal der Museumsbrennerei. Währenddessen und anschließend gibt es noch Raum und Zeit für einen guten Austausch und eigene Gänge über das Museumsgelände. Zuletzt beraten wir noch über mögliche Ziele für das kommende Treffen im Frühjahr; dann fährt ein jeder von uns am späten Nachmittag gut gestärkt, mit einem Gefühl von Dankbarkeit für den schönen Tag und für die tadellose Organisation wieder heim.

Traditionen in der modernen Welt – Semesterbericht des Sommersemesters 2024 der DHG Fidelitas-Karlstein

Traditionen in der modernen Welt
Bericht der DHG Fidelitas-Karlstein für das Sommersemester 2024

Das Sommersemester 2024 der DHG Fidelitas-Karlstein stand unter einem bedeutenden Leitthema: „Traditionen in der modernen Welt.“ Mit diesem Thema im Fokus wurde ein vielseitiges und inspirierendes Semester gestaltet, das es ermöglichte, Verbindungswerte und Traditionen auf eine zeitgemäße Art zu reflektieren und neu zu beleben.

Ein erfreulicher Auftakt: Zwei neue Burschen in unseren Reihen

Die neuen Burschen setzten sich in ihren Aufnahmevorträgen intensiv mit dem Semesterthema auseinander. Ihre Vorträge boten spannende Perspektiven, wie sich traditionelle Verbindungswerte wie Gemeinschaft, Bildung und Verantwortung in einer modernen Gesellschaft fortführen lassen, ohne ihre Authentizität zu verlieren.

Höhepunkte des Sommersemesters 24

  1. Frühjahreskonvent in Amsterdam: Stadt-Rallye durch die niederländische Metropole

Der traditionelle Frühjahreskonvent führte die Mitglieder der Fidelitas-Karlstein in diesem Jahr in die quirlige und facettenreiche Stadt Amsterdam. Neben den formellen Versammlungen stand eine aufregende Stadtrallye auf dem Programm, die den Teilnehmern die Möglichkeit gab, die kulturellen Schätze und historischen Sehenswürdigkeiten Amsterdams auf spielerische Weise zu erkunden.

  1. Weinwanderung in Darmstadt: Von der Rosenhöhe bis zur Mathildenhöhe

Um die nähere Umgebung Darmstadts besser kennenzulernen, organisierte die DHG Fidelitas-Karlstein eine Weinwanderung, die sich insbesondere auf die malerischen und kulturhistorisch bedeutsamen Gebiete der Stadt konzentrierte. Ziel dieser Wanderung war es, die Schönheit der Region zu genießen und die Verbundenheit zur Heimatstadt zu stärken.

Startpunkt war die idyllische Rosenhöhe, ein Landschaftspark mit majestätischen Bäumen, kunstvollen Rosengärten und historischen Grabanlagen. Von dort ging es weiter zur Mathildenhöhe, dem Herzstück des Darmstädter Jugendstils. Die Mathildenhöhe, mit ihrem bekannten Hochzeitsturm und den von Künstlern entworfenen Villen, bot den Teilnehmern nicht nur ein ästhetisches Erlebnis, sondern auch einen faszinierenden Rückblick in die Kunst- und Architekturgeschichte. Begleitet wurde die Wanderung von Verkostungen regionaler Weine, was das Ereignis zu einem genussvollen und geselligen Erlebnis machte und mit einer großen Grillparty endete.

  1. Gründungstagskneipe bei einer befreundeten Verbindung

Da wir leider temporär unseren Saal nicht nutzen können, haben wir in diesem Jahr die traditionelle Gründungstagskneipe bei einer befreundeten Verbinung feiern dürfen. In der festlichen Atmosphäre wurde nicht nur an die Geschichte der Fidelitas-Karlstein erinnert, sondern auch das Band der Freundschaft zwischen den Verbindungen gestärkt. Neben den traditionellen Ritualen gab es viele Gelegenheiten zum Austausch, wodurch die Kneipe ein Höhepunkt im sozialen Kalender der Verbindungsmitglieder darstellte.

  1. Intellektuell und inspirierend: Besuch des Hessischen Landesmuseums

Ein weiteres Highlight im Sommersemester war der gemeinsame Besuch des Hessischen Landesmuseums in Darmstadt. Das Museum, eines der ältesten und bedeutendsten Museen Hessens, bot den Mitgliedern der DHG Fidelitas-Karlstein eine reiche Auswahl an Ausstellungen, von Kunst über Archäologie bis hin zu Naturgeschichte. Besonders beeindruckend war die Kunstsammlung, die Werke vom Mittelalter bis zur Moderne umfasste.

  1. Interview mit einer Gründerin der Ursprungsverbindung

Den krönenden Abschluss des Sommersemesters 2024 bildete ein besonderes Highlight: Ein Interview mit einer Gründerin der Ursprungsverbindung der DHG Fidelitas-Karlstein. Dieses Interview wurde auf Video aufgezeichnet, um die Werte und die Geschichte der Verbindung für zukünftige Generationen zu sichern.

Die Gründerin, eine beeindruckende Persönlichkeit, gewährte tiefe Einblicke in die Entstehungsgeschichte der Verbindung, die eng mit der Flucht aus dem Sudetenland nach dem Zweiten Weltkrieg verknüpft ist. Sie schilderte eindrucksvoll die Herausforderungen dieser schweren Zeit und wie die damaligen Verbindungsmitglieder trotz der schwierigen Umstände ihre Werte von Zusammenhalt, Bildung und Tradition aufrechterhalten konnten.

Jenatag der DHG Trutzburg Jena zu Göttingen im Oktober 2024

Für ihren sogenannten Göttingentag, der regelmäßig am Tag der Deutschen Einheit stattfindet, hatte die Trutzburg Jena zu Göttingen 2024 wieder einmal nach Jena eingeladen, zumal unsere namensgebende Vorgängergilde Trutzburg Jena dort vor 101 Jahren gegründet wurde. Überraschend hoch war mit 27 die Zahl der Teilnehmer, und ohne kurzfristige krankheitsbedingte Absagen wären es noch zwei mehr gewesen. Die allermeisten fanden sich bereits am 2. Oktober in unserer Hauptunterkunft, dem traditionsreichen Gasthof „Schwarzer Bär“ ein, in dem unter anderem bereits Martin Luther, Johann Wolfgang von Goethe und Otto von Bismarck eingekehrt waren.

Als erster Programmpunkt war der Besuch des sogenannten Napoleonsteins auf dem Windknollen, einer Anhöhe auf dem Jena überragenden Landgrafenberg, vorgesehen. Dort legten die Gründungsburschen am 15. Mai 1923 erstmals ihr grün-gold-blaues Band an und riefen die Gilde Trutzburg Jena ins Leben. Das Unterfangen wäre beinahe gescheitert, da es so zu schütten anfing, dass eine Wanderung zum Napoleonstein nicht möglich erschien und Autos und ein Alternativprogramm organisiert werden mussten. Am Ende öffnete der kontaktierte Betreuer des „Museums 1806“ in Jena-Cospeda auf dem Landgrafenberg für unseren ursprünglich nicht vorgesehenen Besuch etwas länger.

Im kleinen „Museum 1806“, das vom Institut zur militärgeschichtlichen Forschung Jena 2006 e. V. betrieben wird und in dem mit Übersichten zu den Schlachtverläufen und zahlreichen Waffen, Uniformen und anderen historischen Ausrüstungsgegenständen die Doppelschlacht von Jena und Auerstedt am 14.Oktober 1806 dokumentiert wird, versorgte uns Frank kenntnisreich mit Hintergrundinformationen. Als wir das Museum verließen, hatte es überraschenderweise zu regnen aufgehört, und eine größere Gruppe von uns wagte doch noch den Weg zum Napoleonstein; angesichts des aufgeweichten Bodens und der Pfützen eine rutschige Angelegenheit.

An Ort und Stelle gab unser Historiker Ulrich an diesem Gründungsort einen kurzen Überblick über die Entstehungsgeschichte der Trutzburg Jena. Die zunächst etwas verwunderliche Tatsache, dass sich eine bereits damals patriotisch gesinnte Gilde ausgerechnet am Ort einer der schwersten Niederlagen der Preußen und Sachsen gegen die Franzosen unter Napoleon I. gründete, ist wohl damit zu erklären, dass die jungen, teilweise weltkriegserfahrenen Gildenschafter nach dem verlorenen 1. Weltkrieg und dem Diktatfrieden von Versailles ähnlich wie viele Deutsche nach 1806 wieder auf bessere Zeiten hofften. Auf dem Windknollen steht übrigens nicht mehr der ursprüngliche Stein. Der jetzige ist erst 1992 vom Verein Academica & Studentica Jenensia e. V. neu errichtet worden. Den Abend verbrachten wir bei gutem Essen, Getränken und Gesprächen im Hotel.

Am Donnerstagvormittag nahm uns ein Privatdozent am „Hanfried“, dem Denkmal des Gründervaters der Jenenser Universität, in Empfang. Er geleitete uns zum Collegium Jenense, Gründungsstätte und Zentralort der Friedrich-Schiller-Universität Jena und machte uns dort mit der alten Unigeschichte vertraut: Kurfürst Johann Friedrich I. von Sachsen gründete 1547/1548 eine neue „Hohe Schule“, nachdem er im Schmalkaldischen Krieg mit der Kurwürde und großen Teilen seines Herrschaftsgebietes auch die Residenz- und Universitätsstadt Wittenberg verloren hatte. 1557 erhielt sie von Kaiser Ferdinand I. das Universitätsprivileg und wurde 1558 offiziell eingeweiht.

Ende des 18./Anfang des 19. Jahrhunderts erlebte die Alma Mater Jenensis ihre erste Blütezeit. Die Grundlagen dafür schuf Johann Wolfgang von Goethe als Weimarer Minister. Herausragende Literaten und Philosophen lehrten und studierten hier: Hegel, Fichte, Schelling, Schiller, die Gebrüder Schlegel, Novalis, Hölderlin und Brentano, um nur die wichtigsten Namen zu nennen. Jena war auch Gründungsort der gesamtdeutschen Burschenschaft am 12. Juni 1815 im Gasthaus „Grüne Tanne“, am Ende der „Befreiungskriege“ gegen Napoleon. Die Versammelten gelobten, für die „Freiheit und Selbständigkeit des Vaterlands“ einzustehen.

Von 1870 bis 1940 erlebten Jena und seine Universität eine zweite Blütezeit. Sie ist mit den Namen des Physik-Professors Ernst Abbe, des Universitätsmechanikers Carl Zeiß und des Glaschemikers Otto Schott verbunden. Der von ihnen ausgelöste technische Fortschritt sowie das visionäre Unternehmenskonzept der Zeiss-Stiftung – die Belegschaft wurde am Gewinn beteiligt – zog hochqualifizierte Arbeiter aus ganz Deutschland an. Die Einwohnerzahl stieg zwischen 1870 und 1914 um 150 Prozent an. Die außerordentlichen Gewinne flossen größtenteils in den Bau kultureller Einrichtungen der Stadt Jena.

Vom Collegium Jenense mit dem Kollegienhof und einer kleinen universitätsgeschichtlichen Ausstellung wechselten wir zum 1920 fertiggestellten Pädagogischen Institut und zur Zeitgeschichte der Universität. Dr. Gerber referierte zu den „Wendepunkten“ der Unigeschichte im 20. Jahrhundert: dem Übergang von der Monarchie zur Weimarer Republik 1918 bis 1920, von der Republik in den nationalsozialistischen Staat, der in Thüringen mit einer nationalsozialistischen Landesregierung bereits 1932 einsetzte, dem allmählichen Umbau in eine sozialistische Universität nach 1945 und schließlich der Friedlichen Revolution von 1989/90, die 1992 in eine Abwicklung und Wiedergründung mündete. Der Dozent nahm jeweils die Professorenschaft und die Studentenschaft in den Blick. Er verwies unter anderem auf die Beharrungskräfte gegen eine weltanschauliche Vereinnahmung in größeren Teilen der Professorenschaft sowohl nach 1932/33 als auch nach 1945 und illustrierte dies unter anderem an Universitätsjubiläen.

Zu Mittag speisten wir anschließend gemeinsam in der Pizzeria „L’Osteria“ direkt am neuen Wahrzeichen Jenas, dem sogenannten JenTower. Einige, die noch nicht abreisen mussten, schlossen sich danach einer eineinhalbstündigen Stadtführung an, die wiederum am Hanfried begann. Mit dem Denkmal verbindet sich ein Brauch für frisch promovierte Jenenser: Sie sind gehalten, einen Kranz über die Spitze des Schwertes des Hochschulgründers zu werfen; vergleichbar der Göttinger Sitte, dem Gänseliesel auf dem Marktbrunnen den Erfolg mit einem Kuss zu danken. Der Stadtführer setzte nach dem geballten Programm zur Universitätsgeschichte andere Schwerpunkte. Auf sehr unterhaltsame Art und Weise erläuterte er uns die Bedeutung der Kirchen und hervorzuhebenden alten Gebäude, von denen auch in Jena viele im Zweiten Weltkrieg zerstört wurden.

Besonders in Erinnerung blieb die Geschichte des 1972 eingeweihten, bereits erwähnten JenTowers. Zwischen 1991 und 2004 renoviert, neu verkleidet und um zwei Geschosse und eine Turmspitze aufgestockt, ist er derzeit mit 159,60 m Höhe das höchste Bürogebäude Ostdeutschlands. Ursprünglich sollte das Gebäude als Forschungszentrum des Carl-Zeiss-Kombinates dienen, bis sich herausstellte, dass die höhenbedingten Schwankungen des Gebäudes sensible Forschungen nicht zuließen. Für den Turm wurden halbe Straßenzüge weggerissen, der dadurch entstandene große freie Platz wird derzeit überwiegend als Parkplatz genutzt. Hier soll nach einer entsprechenden Bevölkerungsumfrage in Zukunft mehr Wohnraum in weiteren modernen Gebäuden entstehen, sofern ausreichend finanzstarke Investoren gefunden werden.

Wer nicht noch ein, zwei Tage länger in Jena blieb, reiste nach der Stadtführung ab. Die zahlreichen positiven Rückmeldungen lassen sich so zusammenfassen, dass es trotz etwas widrigen Wetters zwei sehr informative Jubiläumstage waren, in denen auch der persönliche freundschaftliche Kontakt nicht zu kurz kam – und dass wir Trutzburger in gewissen Zeitabständen gerne wieder an den Ursprungsort unserer Gilde zurückkehren möchten.

Gildentag der AGÖ im September 2024

Als Wallfahrer im Wolfgang-Heiligtum
Bericht vom Gildentag der AGÖ, 28.-30. September 2024

An der schönsten Stelle des Salzburger Wolfgangsee-Ufers gelegen, erwartete unser Ferienhaus die Gildenbrüder und deren Gildenschwestern. Bei sonnigem, aber doch schon frischem Herbstwetter wurde in der herrlichen Umgebung am Sonnabendmorgen vorweg an die physische und mentale Gesundheit gedacht: Nach fakultativ erfrischendem Bad im noch immer recht angenehmen Wasser ging es am Seeufer entlang über Brunwinkel und Fürberg, auf dem alten Pilgersteig auf und über den Falkenstein (746 müA) mit Scheffel-Denkmal, Gschmah-Platzl und Wolfgang-Klause und hinunter und übers Ried nach St. Wolfgang.

Nach dem glücklichen Zusammentreffen aller Wanderer und Kursschiff-Fahrer am Landesteg St. Wolfgang wurde zuerst in der berühmten „Kaffeewerkstatt“ in einem Extra-Raum Rast gehalten. Nun folgte die erste spirituelle Herausforderung: Günther begann mit einer ausführlichen, aber kurzweiligen Vorbereitung der Wallfahrer auf das Wolfgang-Heiligtum: den St. Wolfganger Flügelaltar des Pustertaler Malers und Bildschnitzers Michael Pacher (1435-1498). Er kann als einer der vier schönsten und berühmtesten Schnitzaltäre des Abendlandes gelten – zusammen mit dem Altar in der Marienkirche von Krakau von Veit Stoß, dem Marienaltar in Creglingen bei Rothenburg von Tilman Riemenschneider und dem Kefermarkter Altar von (vermutlich) Meister Kriechbaum. Allzubald (nach fast zwei Stunden) musste Gildenkanzler Norbert die andächtig Lauschenden zum Aufbruch in die Kirche „stampern“ (mittelbairisch für: treiben).

In mystischem Helldunkel empfing uns das geschichtsträchtige Gotteshaus von St. Wolfgang am See. Der Altarschrein war geöffnet und beleuchtet und zum Staunen wunderbar und schön! Die Mesnerin führte gerade mit Mikrophon und Lautsprecher einer Gruppe Wallfahrer anschaulich vor, was Günther zuvor virtuell und mit vielen Hintergründen entworfen hatte.

Zurück im gemütlichen Haus, nach Konvent und Abendtafel – ein frugales Kunstwerk unserer „Schwestern“ – folgte:

Reinhard: Eselsbrücken zum Merken komplizierter und langer Zahlenreihen. So manch einer staunte über Reinhards Gedankengänge. Nur gut, dass er noch nicht auf die Quadratur oder die Kubikwurzeln von Eselsbrücken vorgestoßen ist – und nicht abgeprüft wurde!

Es folgte Norbert mit Caspar David Friedrich, zum 250. Geburtstag des Greifswalder Malers. Wir durften ihm sodann auf seiner Suche nach der blauen Blume des Wandervogels folgen. Ausgehend vom schwedisch-pommerschen Greifswald, vorbei an Kap Arkona und Brocken, Ludwig Richters sächsisches und böhmisches Elbsandsteingebirge, durch die vom Schmadribachfall aufsteigenden Nebel von Josef Anton Koch, mithineingerissen in den Hochzeitszug des Moritz von Schwind, Rudolf von Alts Blick vom Wiener Graben auf den Stephansturm, landete Norbert zuletzt in Spitzwegs Münchner armseliger Dachkammer und zu allerletzt vor der wunderschönen Bücherwand des Bücherwurms: Sinnbild akademischer Wissbegier

Nach dem erst feucht-fröhlichen Singen und einem feucht-fröstelnden Abendausschauen etwa beim Gang zur Dependance, stieg ein ebenso frischer wie sonniger Herbstsonntag herauf. Aus all dem Grün leuchtet dann die weiß- und goldockerfarbige Nadel des Gilgener Kirchturms heraus, während sich von den waldigen Hängen des Zwölferkogels noch blaugraue Schatten zurückziehen.

Nach der von Norbert gestalteten Morgenfeier nun der große Glücksfall für den Österreichischen Gildentag: Nach dem virusbedingten Ausfall des vorgesehenen fachkundigen Vortragenden zu einem Agrarthema, konnten wir mit unserem Gildenbruder Klaus aus Rosenheim jemanden finden, der das ähnlich wichtige Thema „Herz“ für uns alle eingehend und deutlich aufbereitete. Der Alterssumme seiner gebannten Zuhörer von etwa 1400 Lebensjahren wegen vorausschauend und auf die nahe oder nächste Zukunft ausgerichtet sprach er zu „Entwicklung und Perspektiven der Herzchirurgie“. Ganz locker entwickelte Klaus Gefahr und Gedeih, Vergehen und Rettung, Tod und Leben. Und dann die durchgereichte Sammlung von Herzklappen, die jeden Uhrmacher, Mechaniker, Maschinenbauer und überhaupt jeden Techniker fesseln musste!

Den Abschluss bildete wie jedes Jahr der Gang zur alten Marktschule von St. Gilgen, jetzt Kulturhaus mit einer Sammlung zur Zinkenbacher Malerkolonie. Die kleinen Sommerhäuschen, zumeist Dependancen zu großbürgerlichen Sommervillen, wurden in den 1920er Jahren zum Schauplatz einer alljährlich aufblühenden, unkonventionellen Künstlerkolonie: Drei begabte Wiener Mädel, die ihre Sommer mit ihren großbürgerlichen Eltern in Zinkenbach verbringen: Ihre Malerei, ihr Spielen mit Formen und Farben, das Erproben von Malweisen bildet eine erst verdrängte, später verlorene und vergessene Brücke zwischen Jugendstil-Moderne und zur abstrakten Malerei ab den 1960er Jahren. Die oft kleinen Werke machen den Werdegang zur zeitgenössischen Kunst verständlicher und sind gerade deshalb kunstgeschichtlich wichtig. Eine beachtliche und daher unterstützenswerte Initiative der kleinen Viertausend-Einwohner-Gemeinde St. Gilgen. Vermittler war wieder einmal mehr der langjährige Kustos, der nun seine Aufgaben an jüngere Kräfte übergeben wird.

Semesterprogramm WS 2024/25 der DG Trutzburg Jena zu Göttingen

Kontakt und Anmeldung zu den Veranstaltungen: Sprecher@trutzburg-jena.de

Oktober
02.-03.10. Jena-Tag
07.10. Semestereröffnung und Aktivenabend
10.10. Eckart-Abend
19.10. Regionalkreistreffen Nord im Freilichtmuseum am Kiekeberg
24.10. Gildenabend mit Vortrag „Medienwirkung“
25.-27.10. Pinten-Bauwochenende auf dem Gildenheim

November
07.11. Gildenabend mit Vortrag und Stadtführung „Diez Brandi im Göttinger Stadtbild“
08.-10.11. Herbstfahrt zur Burg Greifenstein
10.11. Fest zu Ehren 265. Geburtstag von Friedrich Schiller
22.11. Besuch der Saline Luisenhall

Dezember
01.12. Adventtreffen der Göttinger Gilde
07.12. Besuch von Paulinerkirche und Johanniskirchturm mit anschließendem Aktivenabend
12.12. Gildenabend mit Vortrag „Lesen“
22.12. Traditioneller Julklapp

Januar
01.-05.01. Winterbauhütte Ludwigstein
07.01. Gildenabend mit Vortrag „Erneuerbare Energien“
10.01. Gildenabend mit Vortrag „Jugendbewegtes Singen“
10.-12.01. Bauwochenende auf dem Gildenheim
18.01. Wanderung durch den Göttinger Stadtwald zum Hasenknüll mit anschließendem Aktivenabend

Februar

14.02. Wanderung durch das Gartetal zur Bürgergrotte

März
15.03 Aktivenabend mit Semesterabschluss

„Wach und angespannt leben“ Neustart der Göttinger Junggilde

Unter diese Worte stellte die Junggilde der DHG Trutzburg Jena zu Göttingen ihr Programm für das Sommersemester 2024, das mit Gildenabenden zu Knut Hamsun, dem Ausbau der erneuerbaren Energien, Eckart-Abenden, der Teilnahme am Regionaltreffen Nord und einer Fahrt zur Burg Ludwigstein ein reiches Programm bot. Damit begann mit diesem Sommersemester eine neue Aktivitas im Göttinger Gildenheim mit dem studentischen Gildenleben…

„Pulverfass Naher Osten“ Gildentag der DHG Trutzburg-Jena zu Göttingen im April 2024

Der diesjährige Göttinger Gildentag im April stand unter dem Rahmenthema des „Pulverfasses Naher Osten“. In Vorträgen, Arbeitsgruppen und Erlebnisberichten wurde sich den aktuellen und vergangenen Ereignissen im Nahen Osten genähert und diese aus vielen Perspektiven betrachtet und diskutiert. Den Rahmen bildeten wie immer Singerunden, der Festabend und die akademische Feierstunde.

Semesterprogramm Sommersemester 2024 der DHG Trutzburg Jena zu Göttingen

Sommersemester 2024

April
06.-07.04. Bauwochenende auf dem Gildenheim und Aktivenabend
10.04. Vortrag „Knut Hamsun – Leben, Werk und Wirkung“
13.04. Regionalkreistreffen Nord in Fischerhude
15.04. Semestereröffnung und Aktivenabend
22.04. Eckart-Abend
26.-28.04. Göttinger Gildentag

Mai
10.05. Eckart-Abend
10.-12.05. Frühlingsfahrt
17.05. Gildenabend mit Vortrag „Agri-PV der Landwirt als Energiewirt“

Juni
03.06. Konzertbesuch und Aktivenabend
22.06. Gildenabend mit Vortrag „Der Mythos vom mediatisierten Zentrum“

Juli
07.07. Semesterabschluss

Fröhlich und nachdenklich zugleich: Der 35. Bundestag der Deutschen Gildenschaft

Knapp 90 Bundesgeschwister und Freunde der Deutschen Gildenschaft versammelten sich vom 16. bis 18. Juni 2023 zum 35. Bundestag der Deutschen Gildenschaft. Darunter 25 Kinder, Aktive aus Darmstadt und Göttingen, und Bundesgeschwister aller Generationen darüber hinaus sorgten dafür, dass es wieder ein quirliger, abwechslungsreicher und fröhlicher Bundestag wurde – aber auch ein nachdenklicher. Denn auf der Tagesordnung standen die großen Krisen unserer Zeit, die prekäre sicherheitspolitische Lage und die seit Jahren anhaltende Migrationskrise. Traditionell versammelte sich der Bund am Freitagabend am Bundesfeuer, um seiner Verstorbenen zu gedenken, sich auf die Themen des Bundestages einzustimmen und vor allem miteinander zu singen. Die Morgenfeier am Samstag früh galt der Erinnerung an ein auf den Tag 70 Jahre zurückliegendes Ereignis: den Volksaufstand vom 17. Juni 1953 in der DDR. In Vorträgen und Diskussionsrunden am Samstag und Sonntag wurden die Ukraine-Krise und die Migrationspolitik thematisiert und im Bund kontrovers diskutiert. Neben Bundesversammlung und einer Stadtführung war der Festabend mit Gesang und Tanz ein Höhepunkt des Bundestages, der nach den nachdenklichen und kontroversen Themen die Fröhlichkeit zurückbrachte.