„Die Bauern wollten Freie sein“ – 64. Gildentag der Trutzburg Jena zu Göttingen

„Die Bauern wollten Freie sein, das wollt ihnen schlecht gelingen…“. So heißt es in einem der Lieder zum sogenannten Bauernkrieg von 1525, die zum 64. Gildentag der Trutzburg Jena zu Göttingen in Fürstenberg/Weser gesungen wurden. Diesmal aus besonderem Grund, denn dieses Ereignis, das vor 500 Jahren Ende April und Anfang Mai blutig kulminierte, stand inhaltlich im Mittelpunkt des Gildentages.

Mit der Zusammenkunft vom 25. bis 27. April gelang den Organisatoren nicht allein terminlich eine Punktlandung, sondern vor allem inhaltlich. Hierfür wurden vier Arbeitsgruppen vorbereitet. So bekamen die Teilnehmer Gelegenheit, sich mit dem programmatischen Schlüsseldokument des Bauernkriegs, den „Zwölf Memminger Artikeln“, und den theologischen wie politischen Positionen der bekanntesten Antipoden dieses Aufstands auseinanderzusetzen: Martin Luther (1483-1546) und Thomas Müntzer (1489-1525). So wie die Reformation der Erhebung der Bauern ein programmatisches Fundament verschaffte, so sehr beeinflusste die Reaktion dieser grundverschiedenen Reformatoren den Gang der Ereignisse 1525 und auf Jahrhunderte die Kirchengeschichte.

Der Tübinger Neuzeithistoriker Prof. Dr. Franz Brendle traf mit seinem Festvortrag „Der deutsche Bauernkrieg und die Reformation“ auf ein wohlvorbereitetes und aufmerksames Publikum. Auf gekonnte Weise verknüpfte Brendle die sozial-, wirtschafts- und rechtsgeschichtlichen Gesichtspunkte mit den theologischen und dem Ablauf der Ereignisse selbst. Der Vortrag wird in einer der nächsten Ausgaben der Blätter der Deutschen Gildenschaft dokumentiert.

Das sonnige, nicht zu heiße Wetter begünstigte, was die Göttinger Gildentage auch sonst von jeher prägt: Im nahegelegenen Reiherbachtal lernten die gut 40 nach Fürstenberg gekommenen Gildengeschwister und Gäste das Eichen-Hutewaldprojekt im Naturpark Solling-Vogler kennen. Exmoorponys und Heckrinder weiden in diesem von den Niedersächsischen Landesforsten betreuten Areal.

Zur Morgenfeier am Samstag wurde – zum Thema und zur Epoche passend – an den Schuhmacher, Dichter und Nürnberger Meistersinger Hans Sachs (1494-1576) erinnert, dessen umfassendes Werk unter anderem Johann Wolfgang v. Goethe und Richard Wagner rezipiert haben. Sonntag früh wurde dann der Dichter, Literaturwissenschaftler, Juristen und Politiker Ludwig Johann Uhland (1787-1862) vorgestellt, der unter anderem Mitglied des Paulskirchenparlaments (1848/49) gewesen ist. Nicht allein in diesen Momenten der Besinnung, sondern auch sonst immer wieder waren die Gildner und ihre Gäste im Gesang vereint.