Niedersächsische Kulturgeschichte im Freilichtmuseum am Kiekeberg
11. Treffen des Regionalkreises Nord, 19. Oktober 2024
Am nördlichen Rand der halb entlaubten Schwarzen Berge treffen wir uns an einem wechselhaften Samstagvormittag Mitte Oktober. Nachdem wir einander, im Eingangsgebäude des Museums vor dem nassen norddeutschen Herbstwetter geschützt begrüßt haben, beginnt schon bald unsere Führung über den älteren Teil des Geländes. Wir besichtigen ein Fischerhaus, das aus Drage ins Freilichtmuseum kam und zwei Hofstellen mit angrenzenden Wirtschaftsgebäuden aus Marsch und Heide. Während wir auf den gestampften Lehmböden der zweiständigen Niedersachsenhäuser stehen, wird unser Wissen über die Wohn- und Lebenssituation im ländlichen norddeutschen Raum der letzten dreihundert Jahre angeregt. Wir denken, hören und sprechen von vielen Eigenarten, die diese Hallenhäuser mitbringen; vom Wohn- und Stallraum mit Erntelager unter einem Dach, von offenen Feuerstellen und von den Vorzügen des Anerbenrechts.
Das Museum wird in den 1950er-Jahren als Außenstelle des Hamburger Helms-Museums mit dem Ziel gegründet, Zeugnisse ländlichen Lebens aus Lüneburger Heide und Elbmarsch für Besucher begehbar und verständlich darzustellen und in einer Zeit von großen strukturellen Veränderungen auf dem Lande materielle Kulturgeschichte zu bewahren. Zu diesem Zwecke wurden vor allem bis in die achtziger Jahre über 40 historische Gebäude, überwiegend aus Orten im Landkreis Harburg, in das Kiekeberg umgesetzt. Aus ihrem Wirkungszusammenhang gerissen und in einem dörflichen Ragout neu angeordnet, konnte damit doch auch vieles vor Verwahrlosung und Abriss gerettet werden. Mit den Jahren wurde die Museumspädagogik ein immer wichtigeres Standbein, sodass heute wohl den meisten Kindern im Süden von Hamburg durch Kindergarten- oder Schulausflüge „das Kiekeberg“ bekannt ist. Nach zwischenzeitlicher Trägerschaft durch den Landkreis Harburg wurde das Museum nach der Jahrtausendwende in eine Stiftung überführt. Heute hat das Museum wiederum selbst zahlreiche Außenstellen. Über das ganze Jahr finden Pflanzenmärkte, Oldtimertreffen und verschiedene andere Veranstaltungen auf dem Gelände statt. Zu den jüngsten Ausstellungen zählt mit dem „Agrarium“ eine große landtechnische Sammlung und mit der „Königsberger Straße“ eine Darstellung der Lebensumstände der 1950er-Jahre, mit einem Schwerpunkt auf das Nachkriegsschicksal der geflohenen und vertriebenen deutschen Menschen.
Nach der Führung begeben wir uns zum Singen, Essen und Kaffeesieren in einen gemieteten Tanzsaal der Museumsbrennerei. Währenddessen und anschließend gibt es noch Raum und Zeit für einen guten Austausch und eigene Gänge über das Museumsgelände. Zuletzt beraten wir noch über mögliche Ziele für das kommende Treffen im Frühjahr; dann fährt ein jeder von uns am späten Nachmittag gut gestärkt, mit einem Gefühl von Dankbarkeit für den schönen Tag und für die tadellose Organisation wieder heim.