Eine alte Mühle im fränkischen Umland von Nürnberg, war die Stätte, welche sich die Münchner Gilde „Heinrich der Löwe“ für ihr Akademisches Wochenende auserkoren hatte. Nicht nur die Idylle der umgebenden Landschaft, auch die Mauern des historischen Gebäudes schienen den Geist des Themas dieses Wochenende zu atmen: Nachhaltigkeit.
Bereits am Donnerstag wurde die Mühle aus ihrem Schlummer gerissen, als die Münchner mit angereisten Freunden dort ihr Quartier bezogen. Nachdem man zuerst den Leib mit einem ersten gemeinsamen Abendessen gestärkt hatte, sollte auch die Seele nicht zurückstehen, was in Form der einen oder anderen Flasche guten Weines innerhalb einer Einführung in die Weinkunde auch geschah. Für den nächsten Tag hatte sich der Großteil der Teilnehmer angekündigt, und bis zu ihrem Eintreffen nutzten die bereits Anwesenden die Gelegenheit, unter ihnen auch einer der Dozenten, Thomas Moritz, mit ein paar Drahteseln, welche in der Mühle aufgetrieben werden konnten, zu einer kleinen Fahrradtour Richtung Dinkelsbühl aufzubrechen. Nach der Rückkehr ging es in kleiner Runde mit dem ersten Vortrag los. Thomas’ Thema waren „Betrachtungen zu einem Nachhaltigkeitsprojekt im Alpenraum“. In sehr offener und persönlicher Weise stellte er sein Projekt KINEME vor, welches nicht nur die Vision einer menschlichen und natürlichen Nachhaltigkeit in sich barg, sondern auch die Rückbesinnung auf traditionelle Werte und spirituelle Bedürfnisse des Menschen in den Mittelpunkt stellte. Seine Begeisterung war ansteckend und verhalf so zu einem guten Start in das Wochenende. Im Laufe des Nachmittags stießen nun mehr und mehr Teilnehmer hinzu, darunter alte Bekannte und neue Gesichter, was den geistigen und persönlichen Austausch beflügelte. Nach dem ersten Abendessen in großer Runde gab Reinhold Erlbeck, seines Zeichens Ministerialdirigent a.D., in seinem Vortrag „Nachhaltigkeit – eine Einführung“ einen Einblick in die Thematik am Beispiel des Rohstoffes Holz. Zuerst brachte er Klarheit in die Begrifflichkeiten, welche an diesem Wochenende noch eine zentrale Rolle einnehmen sollten, angefangen bei dem Begriff der Nachhaltigkeit selbst, dessen verantwortlichen Gebrauch er besonders anmahnte. Durch seine Erläuterungen schaffte es Herr Erlbeck den Blick für die Gesamtheit des Themas zu schärfen. Im Anschluß folgte ein geselliger Abend, welcher die Mühle mit Gesang und dem Klang der Klampfen erfüllte. Am nächsten Morgen fanden sich einige wenige sogar zum gemeinsamen Frühsport zusammen und stießen erst später zum Frühstück, welches die Grundlage für einen inhaltsreichen Tag bildete.
Den Anfang machte Herr Prof. Dr. Volker Wittwer. Mit seinem Thema „Regenerative Energieträger und ihre Chancen für die Zukunft“ ließ er uns Zuhörer an seiner jahrzehntelangen Forschung und Erfahrung im Bereich der Solarenergie teilhaben. Mit fundiertem Zahlenwerk legte er dar, daß die regenerative Energie nicht nur langfristig die einzig tragfähige Energieoption sei, sondern, dem Argument der Unwirtschaftlichkeit entgegen, auch die finanziell günstigere Lösung im Vergleich zu fossilen Energiequellen. Im weiteren Verlauf des Tages kamen die Teilnehmer in Arbeitsgruppen zusammen, um auf verschiedenen Themengebieten Beispiele, Lebensentwürfe und Problemstellungen von Nachhaltigkeit zu erarbeiten.
Die Natur sollte anschließend auch das Ziel einer kleinen Wanderung sein, welche allen Teilnehmern die Gelegenheit gab, die Diskussionen zu dem bereits Gehörten zu vertiefen oder auch Geist und Seele einfach über Felder und Wälder streifen zu lassen.
Nach dem Abendessen stellten die Arbeitskreise ihre Themen vor, deren Schwerpunkte breitgefächert waren, über mahnende Beispiele aus der Historie, wohin ein Raubbau an Lebensgrundlagen führen kann, von Aussteigerbiographien über Krisenszenarien bis zu alternativen Modellen der gemeinschaftlichen Lebensbestreitung. Die Vorträge waren gut aufgearbeitet, und sowohl die Vortragenden als auch die Zuhörer beteiligten sich engagiert an den Diskussionen, wie bereits bei den vorangegangenen Vorträgen. Den Ausklang des Tages bildete wieder das Zusammensein bei Gesang und gutem Tropfen. Für den letzten Tag hatten sich die Münchner ein besonderes „Schmankerl“ einfallen lassen. So gab es zum Auftakt ein zünftiges Weißwurstfrühstück, und so gestärkt ging man auch den letzten Vortrag an. Leider mußte der geplante Referent aus Gesundheitsgründen absagen, doch dafür wurden die Teilnehmer mit einem Reisebericht über die Kaukasusfahrt in Georgien entschädigt, welcher mit viel Witz und zahlreichen Fotos dargeboten wurde. Nach einem letzten gemeinsamen Mittagessen hieß es Abschied nehmen von einem bereichernden Wochenende an einem wunderschönen Ort. Doch versprach die Münchner Gilde ein Wiedersehen beim nächsten Akademischen Wochenende im folgenden Jahr. Das erste hat zweifellos Lust auf mehr gemacht.