Treffen des Gildenschaftskreises Nord in Bad Fallingbostel

Die Sonne versteckte sich zwar an diesem Tag hinter einer grauen Wand, und dennoch hatten wir schon gleich bei einem gemeinsamen Spaziergang am Rande von Bad Fallingbostel Freude an den noch immer schönen herbstlichen Farben. Das Mittagessen im gastlichen Haus „Utspann“ leitete über zu der ersten Hälfte eines Referates über das Leben und das Werk der Heideschriftstellers Hermann Löns (1866 bis 1914). Auch wenn es in Deutschland viele Denkmäler und auch Schul- und Straßenbenennungen nach Hermann Löns gibt, so scheint er doch in letzter Zeit mit seinem Werk unverdient mehr und mehr in der Versenkung zu verschwinden. Der Referent verstand es meisterlich, uns seine Herkunft, seine Ausbildung, seine verschiedenen beruflichen Stationen und auch seine Partnerschaften bis hin zu seinen problematischen Einstellung vor Augen zu führen, Aspekte, die ihn gerade in den neueren Medien in einem eher negativen Licht erscheinen lassen. Davon zu unterscheiden ist jedoch sein meisterliches Werk, seine Romane und Kurzgeschichten und auch sein Wirken zum Schutz der Natur und insbesondere der Heide. Deshalb hatte die seinerzeit neu gegründete Gilde Hannover auch den Namen „Hermann Löns“ angenommen.

Die Heide konnten wir dann mit einer Kutschfahrt selbst bewundern. Bespannt mit 3 rheinischen Kaltblütern brachte uns das Gefährt bis kurz vor das Denkmal und die Grabstelle von Hermann Löns. Eine kleine Wanderung dorthin, wo uns nicht nur die Fortsetzung des Referates über Löns Tod und die Geschichte seiner Grablegung fesselte, sondern auch die Heide- und Wachholderlandschaft begeisterte.  Auf der Hin- und Rückfahrt wie auch am Grab selbst sangen wir eine ganze Reihe von Löns Liedern, was die Fußgänger, weil wohl nicht mehr so häufig vorkommend, am Rande der Straße sehr überrascht aufnahmen.

Wieder im „Utspann“ angekommen, konnten wir uns bei Kaffee und Kuchen aufwärmen und weiter zum Werk von Hermann Löns mit einigen Zitaten, insbesondere aus seinem Roman „Mümmelmann“ hören.

Das Treffen klang aus mit einem allseitigen Dank an den Ausrichter des Treffens und dem aus dem Herzen kommenden Lied „Wieder einmal ausgeflogen, wieder einmal heimgekehrt, fand ich doch die alten Freunde und die Herzen unversehrt“. Und noch auf der Heimfahrt ging uns der auf dem Denkmal eingemeißelte Spruch des Heidedichters durch den Sinn:

Lass Deine Augen offen sein,

Geschlossen Deinen Mund

Und wandle still. So werden Dir

Geheime Dinge kund.

Von alten Göttern, bunter Gemeinschaft und kulinarischen Genüssen – Bericht vom 12. Regionaltreffen Nord

Es war nicht leicht, einen Überblick zu bekommen über die ganzen wuselnden Kinder und Familien, Jung- und Altgildner. Am Ende waren es fast 40 Gildner und Freunde der Gilde, die sich am 22. März auf den Weg in den hohen Norden gemacht hatten in das einstige  Wikingerzentrum Haithabu an der Schlei. Vor uns lag ein vielfältiges Programm, das uns nicht enttäuschen sollte.

Die Sonne war uns hold und so zog es die Gemeinschaft bei schönstem Frühlingswetter mit echter norddeutscher Brise zunächst einmal die  Feldwege entlang hinaus ins Grüne. Hier konnte erster Redebedarf gestillt werden, bevor auch der Magen dank „feinheimischen“ Essens im Odins-Restaurant zu seinem Recht kam.

Gut genährt, erwartete uns eine mehr als gelungene Führung durch das Wikingermuseum Haithabu: fachkundig und informativ, dabei  zugleich so mitreißend, dass Alt wie Jung nebst dem Museumsführer selbst ein wenig die Zeit vergaßen. Aber es gab ja auch einfach viel zu sehen, zu erzählen und zu erfragen. So wurde die anschließende Wanderung zur einige Kilometer entfernten Wikingerschänke eher ein Erlebnis für sportorientierte Wanderer (ist der stramme Schritt über die Wikingerwälle das eigentliche „nordic walking“?), und manch einer stieg dann doch lieber in das neumodische Kraftfahrzeug.

Zugegeben: In einer Wikingerschänke Butterkuchen zu mampfen, kann zu Irritationen führen. Zumindest, wenn man es nicht gewohnt ist, dass vor seinem Fenster immer wieder sonderliche Recken mit Schwertern und Äxten flanieren. Und ja: lange Tischreihen mit Fellen auf den Bänken und Schildern an den Wänden muss man erst mal für sich einordnen – ob nun als irgendwie doch etwas überzeichnete Eventisierung oder als rustikale Gemütlichkeit; das Singen funktionierte hier jedenfalls ganz ausgezeichnet. Und als wir dann am Kaminfeuer dazu den  einfühlsam vorgetragenen nordischen Göttersagen lauschen durften und von einem Schwertkampfmeister manch Wissenswertes über die Waffen und Lebensart der nordischen Vorfahren erfuhren, wurde endgültig klar, dass dies ein lohnenswerter Besuch war.

Viel zu schnell vergingen die Stunden, und es bleibt die Freude auf ein baldiges Wiedersehen beim nächsten norddeutschen Regionaltreffen!

Treffen des Regionalkreises Nord im Oktober 2024

Niedersächsische Kulturgeschichte im Freilichtmuseum am Kiekeberg
11. Treffen des Regionalkreises Nord, 19. Oktober 2024

Am nördlichen Rand der halb entlaubten Schwarzen Berge treffen wir uns an einem wechselhaften Samstagvormittag Mitte Oktober. Nachdem wir einander, im Eingangsgebäude des Museums vor dem nassen norddeutschen Herbstwetter geschützt begrüßt haben, beginnt schon bald unsere Führung über den älteren Teil des Geländes. Wir besichtigen ein Fischerhaus, das aus Drage ins Freilichtmuseum kam und zwei Hofstellen mit angrenzenden Wirtschaftsgebäuden aus Marsch und Heide. Während wir auf den gestampften Lehmböden der zweiständigen Niedersachsenhäuser stehen, wird unser Wissen über die Wohn- und Lebenssituation im ländlichen norddeutschen Raum der letzten dreihundert Jahre angeregt. Wir denken, hören und sprechen von vielen Eigenarten, die diese Hallenhäuser mitbringen; vom Wohn- und Stallraum mit Erntelager unter einem Dach, von offenen Feuerstellen und von den Vorzügen des Anerbenrechts.

Das Museum wird in den 1950er-Jahren als Außenstelle des Hamburger Helms-Museums mit dem Ziel gegründet, Zeugnisse ländlichen Lebens aus Lüneburger Heide und Elbmarsch für Besucher begehbar und verständlich darzustellen und in einer Zeit von großen strukturellen Veränderungen auf dem Lande materielle Kulturgeschichte zu bewahren. Zu diesem Zwecke wurden vor allem bis in die achtziger Jahre über 40 historische Gebäude, überwiegend aus Orten im Landkreis Harburg, in das Kiekeberg umgesetzt. Aus ihrem Wirkungszusammenhang gerissen und in einem dörflichen Ragout neu angeordnet, konnte damit doch auch vieles vor Verwahrlosung und Abriss gerettet werden. Mit den Jahren wurde die Museumspädagogik ein immer wichtigeres Standbein, sodass heute wohl den meisten Kindern im Süden von Hamburg durch Kindergarten- oder Schulausflüge „das Kiekeberg“ bekannt ist. Nach zwischenzeitlicher Trägerschaft durch den Landkreis Harburg wurde das Museum nach der Jahrtausendwende in eine Stiftung überführt. Heute hat das Museum wiederum selbst zahlreiche Außenstellen. Über das ganze Jahr finden Pflanzenmärkte, Oldtimertreffen und verschiedene andere Veranstaltungen auf dem Gelände statt. Zu den jüngsten Ausstellungen zählt mit dem „Agrarium“ eine große landtechnische Sammlung und mit der „Königsberger Straße“ eine Darstellung der Lebensumstände der 1950er-Jahre, mit einem Schwerpunkt auf das Nachkriegsschicksal der geflohenen und vertriebenen deutschen Menschen.

Nach der Führung begeben wir uns zum Singen, Essen und Kaffeesieren in einen gemieteten Tanzsaal der Museumsbrennerei. Währenddessen und anschließend gibt es noch Raum und Zeit für einen guten Austausch und eigene Gänge über das Museumsgelände. Zuletzt beraten wir noch über mögliche Ziele für das kommende Treffen im Frühjahr; dann fährt ein jeder von uns am späten Nachmittag gut gestärkt, mit einem Gefühl von Dankbarkeit für den schönen Tag und für die tadellose Organisation wieder heim.