14. Juni
Kurz vor sieben kamen wir in Eisenach mit der Bahn an. Der Weg hoch zur Wartburg verlief ohne Zwischenfälle. Obwohl es inzwischen schon nach der verabredeten Uhrzeit war, kamen wir als erstes an unserem Treffpunkt an. Da wir also sowieso warten mussten, hatten wir nun die Zeit, die Burg genauer unter die Lupe zu nehmen. Große Teile der Fassade waren leider mit Gerüsten verunstaltet, im Inneren aber zeigte sich uns die Burg, um die Uhrzeit bereits fast touristenfrei, in ihrer ganzen Pracht. Wir erschlichen uns Zugang zum höchsten Turm und sahen der Sonne nach, wie sie, jenseits der ehemaligen Grenze, hinter Wäldern verschwand. Der Löwe auf dem Dach der Burg mahnte uns währenddessen, unsere noch kommenden Gefährten nicht zu vergessen und so gingen wir, inzwischen hungrig geworden, wieder vor die Burg und begannen mit unserem Abendbrot.
Kaum hatten wir ausgepackt, stießen auch eben diese zu uns und nach dem freudigen Wiedersehen und einigen Bereicherungen zum Essen ließen wir es uns schmecken. Nach dem Essen und dem Verlust unserer Hoffnung, dass die Anderen auch noch zu uns stoßen würden, brachen wir endlich auf. Leider war es inzwischen komplett duster geworden und so ertasteten wir mehr unseren Weg eine eher improvisierte Treppe hinunter in eine Schlucht und auf der anderen Seite wieder hoch. Noch ein paar hundert Meter weiter fanden wir etwas abseits des Weges eine Lichtung, umsäumt mit Eichen und fantastischem Blick auf die beleuchtete Wartburg. So beschlossen wir, für die Nacht dort zu verweilen. Bei Feuerschein, Gesang, Wein und Erdbeeren verbrachten wir einen fröhlichen, uns allen bestimmt lange in Erinnerung bleibenden Abend.
15. Juni
Heute galten unsere ersten Anstrengungen dem Ziel, unsere verstreuten Kameraden zu finden und einzusammeln. Nachdem wir den Letzten bei der Waldsiedlung „Hohe Sonne“ gefunden hatten, ging es los in die Tiefen des Thüringer Waldes. Der Rennsteig war zwar nicht so bewandert und beradelt wie befürchtet, trotzdem wurde es uns bald zu viel und so zog es uns auf die kleinen Wege abseits dieser Schnellstraße. Diese führten uns mal durch dunklen Nadelwald, mal durch prächtige Laubwälder und dann wieder durch kleine Dörfer und Felder, in denen der Mohn blühte, als wollte er uns davon überzeugen, dass es auch rote Blumen gibt, nach denen es sich zu suchen lohnt.
In Ruhla fanden wir schließlich einen noch offenen Laden und kauften frische Bratwürstchen fürs Abendessen. Von dort ging es weiter zu dem Aussichtsturm, den wir schon seit längerer Zeit im Blick hatten. Dort angekommen mussten wir feststellen, dass er aus Sicherheitsgründen gesperrt war, was uns natürlich nicht davon abhielt, ihn zu erklimmen und von oben das thüringisch-fränkische Mittelgebirge zu bewundern, das sich um uns herum in jede Richtung bis zum Horizont erstreckte während uns der Wind um die Ohren brauste und gefährlich am Turm zu rütteln schien.
Wieder heil auf dem Boden angekommen ging es weiter einem Schild folgend, das uns zu einer Quelle wies, die wir jedoch niemals finden sollten. Dafür kamen wir nach einiger Zeit an eine Lichtung, die wir als ziemlich geeignet für unser Nachtlager erkoren. Im letzten Sonnenlicht posierten wir noch für einige Gruppenfotos und flohen dann wieder von der Wiese in das angrenzende Waldstück. Zum einen war es eigentlich keine Lichtung sondern mehr eine Schneise, sodass der Wind unaufhörlich den Berg hinauf an uns vorbeizischte, zum anderen fanden wir in den Zecken einen Feind, dem wir nichts entgegenzusetzen hatten. Das Feuerholz war dafür an dieser Stelle schnell gesammelt und in geselliger Runde grillten wir unsere Würstchen. Doch recht ernste Gespräche hielten uns bis lange in die Nacht wach und einige Lieder rundeten schließlich den Tag ab, bevor sich alle zufrieden in ihren Schlafsäcken verkrochen.
16. Juni
Da leider Uni und Arbeit für die meisten am nächsten Tag anstanden, mussten wir uns wieder Richtung Eisenach begeben. In einem Bogen liefen wir also zurück auf den Rennsteig und von dort weiter, bis wir ein weiteres Mal bei der „Hohen Sonne“ ankamen. Während wir in der Sonne liegend ein Eis genossen, holten zwei von uns die beiden uns zur Verfügung stehenden Autos. Mit diesen begaben wir uns zu unserer letzten Sehenswürdigkeit für diese Fahrt, dem Burschenschaftsdenkmal. Bisher nur aus der Ferne betrachtet, machte das 1902 errichtete Denkmal mit seinem Säulenturm auf uns einen recht imposanten. Am Fuße des Denkmals beendeten wir unsere Fahrt mit Eichendorffs „Nach Süden nun sich lenken“, einigen Abschiedsworten und einer Reihe von Einladungen.
Ich freue mich schon auf unsere nächste Fahrt!